Die Plicht eines Unterdrückers
Wer andere unterdrückt, sollte Allâh fürchten und die Übertretung vermeiden, weil sie am Tag der Auferstehung als mehrfache Übertretungen gezählt werden wird: Eine dafür, Allâh nicht zu gehorchen, eine andere dafür, seinen Glaubensbruder zu unterdrücken und eine dritte dafür, dass er angefangen und das Tor der Übertretung und Unterdrückung für andere zum Nachahmen geöffnet hat. Die geschädigte Person könnte auch als Folge der Unterdrückung sterben, woraufhin der Übertreter die Folgen dessen tragen würde.
Sieh, wie Umar mit dem Gemeineigentum der Muslime umging: Aslam berichtete: „Umar ibn Al-Chattâb ernannte einen seiner befreiten Sklaven, der Hunay hieß, als Verwalter einer Wiese, die dafür verwandt wurde, Tiere der Zakâ oder bestimmte andere Tiere, wie etwa solche, die für den Kampf bestimmt sind usw., grasen zu lassen. Er sagte zu ihm: »O Hunay! Unterdrück nicht die Muslime und hüte dich vor ihrem Bittgebet gegen dich, weil das Bittgebet des Unterdrückten von Allâh angenommen wird! Erlaub es den Hirten, die ein paar Kamele besitzen, und denen, die ein paar Schafe besitzen [ihre Tiere auf diesem Grund und Boden grasen zu lassen] und achte darauf, es für den Viehbestand von Abdurrahmân ibn Auf und den Viehbestand von Uthmân ibn Affân nicht zu erlauben, weil sie, falls ihr Viehbestand umkommt, immer noch ihre Höfe und Gärten haben, wohingegen diejenigen, die nur ein paar Kamele oder Schafe besitzen, ihre Angehörigen zu mir bringen, wenn ihr Viehbestand umkommen sollte, und um Hilfe bitten und sagen: »O Fürst der Gläubigen! O Fürst der Gläubigen!«. Würde ich sie dann etwa missachten? Deshalb finde ich es einfacher, ihnen Wasser und Gras zu überlassen, als ihnen Gold und Silber zu geben. Bei Allâh! Diese Leute denken, dass ich ungerecht zu ihnen war. Dies ist ihr Grund und Boden und in der Zeit vor dem Islâm kämpften sie für ihn, doch dann nahmen sie den Islâm an, während er in ihrem Besitz war. Ich schwöre bei Dem, in dessen Hand mein Leben ist! Wäre es nicht für die Tiere, die ich gebe, damit man im Kampf auf ihnen reiten kann, hätte ich nicht einmal eine Spanne ihres Grund und Bodens in eine Weidewiese umgewandelt!«“ (Al-Buchârî).
Dies wurde in einer nicht privaten Angelegenheit gesagt. Er achtete nur darauf, den Besitz der Muslime nicht in einer falschen Art und Weise zu verwenden, und trotzdem fürchtete er, in irgendeiner Weise ungerecht zu sein. Daher sollten diejenigen, die die Rechte anderer Leute übertreten, Allâh fürchten und den Unterdrückten fürchten, der gegen sie Bittgebete verrichtet, da dies eine sehr gefährliche Angelegenheit ist.
Mu'âdh berichtete, dass der Gesandte Allâhs ihn als Gouverneur für den Jemen entsandte und ihn Folgendes anwies: « Hüte dich vor dem Bittgebet des Unterdrückten, denn es gibt keine Sperre zwischen ihm und Allâh!» (Al-Buchârî und Muslim).
In einer weiteren Überlieferung sagte der Prophet Allâhs : « Es gibt drei Personen, dessen Bittgebete niemals abgelehnt werden: Der gerechte Führer, die fastende Person, wenn sie ihr Fasten bricht, und der Unterdrückte, wenn er demütig bittet; dessen Bittgebet wird über die Wolken emporgehoben und die Tore des Himmels werden seinetwegen geöffnet werden und Allâh wird sagen: »Bei meiner Herrlichkeit! Ich werde dir beistehen, auch wenn es nach einer Weile ist! » (At-Tirmidhî).
Abû Huraira berichtete, dass der Prophet sagte: « Lasst denjenigen, der ein Unrecht getan hat, das die Ehre seines Bruders beeinträchtigt oder etwas anderes, heute um seine Vergebung bitten vor der Zeit, wenn er weder einen Dinâr noch einen Dirham haben wird. Wenn er einige gute Taten verrichtet hat, wird ein Teil entsprechend seiner Missetaten von ihnen abgezogen werden. Doch wenn er keine guten Taten hat, wird er im gleichen Maße mit den schlechten Taten desjenigen, den er ungerecht behandelt hat, belastet. » (Al-Buchârî).
Abû Huraira berichtete: „Der Gesandte Allâhs fragte: «Wisst ihr wer bankrott ist?« Die Leute sagten: »Der Bankrotteur unter uns ist derjenige, der weder Geld noch Besitz hat.« Er sagte: »Der wahre Bankrotteur meiner Gemeinschaft ist derjenige, der am Tag der Auferstehung kommt und Gebete, Fasten und Almosen vorweisen kann, doch er hat andere verachtet, gegen andere beleidigende Begriffe geäußert, unrechtmäßig Eigentum anderer verschlungen, das Blut anderer vergossen und andere geschlagen. Deshalb werden seine guten Taten auf das Konto all derjenigen gutgeschrieben. Wenn seine guten Taten aufgebraucht sind, werden die Sünden all derer auf sein Konto gebucht und er wird in das Höllenfeuer geworfen.» (Muslim).
Der Übertretende muss den Menschen ihre Rechte oder ihre Entsprechung zurückgeben
Wie kann der Übertretende sich von seiner Übertretung befreien?
Der Imâm As-Safârayînî sagte: „Die Rechte der Menschen sind entweder von einer Art, die durch eine Entsprechung entschädigt werden kann, wie Besitz oder zerstörte Güter, oder von einer Art, die nicht entschädigt werden kann.“
Dies bedeutet, dass jemand, der sich unrechtmäßig Besitz angeeignet hat, diesen zurückgeben soll. Wenn er etwas zerstört hat, soll er es ersetzen. Wenn er etwas genommen und benutzt hat, soll er es zurückgeben und den Eigentümer für die Nutzung entschädigen. Diese Schritte sollen alle von aufrichtiger Reue Allâh gegenüber begleitet sein.
Dies gilt für den Fall, dass es sich um etwas handelt, was ersetzt werden kann. Was soll der Unterdrücker aber im anderen Fall tun, in dem nichts ersetzt werden kann? Eine Person zu beleidigen oder zu verleumden sind keine Dinge, die ersetzt werden können. Und in solch einem Fall sollte man zu allererst bedauern, was man getan hat und bereuen.
Dann sollte man denjenigen, den man beleidigt oder verleumdet hat, um Verzeihung bitten. Wenn jemand fälschlicherweise einen anderen des Ehebruchs oder der Unzucht bezichtigte, dann sollte er zurückgehen und denjenigen, vor denen er die Beschuldigung äußerte, mitteilen, dass er gelogen hat.
Zudem sollte er die Verzeihung der ungerecht behandelten Person ersuchen, es sei denn, er weiß, dass durch eine Benachrichtigung die Sache nur schlimmer werden würde. In diesem Fall sollte er es unterlassen ihn zu benachrichtigen und einfach Allâh aufrichtig und demütig um Vergebung für die ungerecht behandelte Person bitten. Er sollte diese Person auch vor den gleichen Leuten, vor denen er sie verleumdet oder beleidigt hat, loben.
Ibn Taimiya sagte: „Wenn das Genommene von der Art ist, die ersetzt werden kann, muss man es zurückgeben. Und wenn der Besitzer gestorben ist, dann sollte man es seinen Erben zurückgeben. Darüber hinaus muss er für den Verstorbenen demütig bitten, da er ihm sein Recht genommen hat von dessen Eigentum zu profitieren, als er noch lebte und das Eigentum sich im Besitz des Übertretenden befand.“
Wie sollen Menschen mit dem Übertretenden und dem davon Betroffenen umgehen
Nachdem wir die verschiedenen Lagen des Übertretenden und des davon Betroffenen kennengelernt haben, müssen wir die jeweilige Haltung kennen, die die Leute ihnen gegenüber annehmen sollten.
Anas berichtete: „Der Gesandte Allâhs sagte: « Hilf deinem Bruder, sei es ein Unterdrücker oder ein Unterdrückter! Ein Mann fragte: O Gesandter Allâhs! Ich helfe ihm, wenn er unterdrückt ist, doch wie kann ich ihm helfen, wenn er ein Unterdrücker ist?« Er erwiderte: »Du kannst ihn davon abhalten zu unterdrücken. Das wird deine Hilfe für ihn sein. » (Al-Buchârî und Muslim).
Al-Barâ berichtete: „Der Gesandte Allâhs wies uns sieben Dinge an: «Unterstützt den ungerecht Behandelten!»
Ibn Umar und sein Vater berichteten, dass der Gesandte Allâhs sagte: «Ein Muslim ist ein Bruder eines anderen Muslims. Er soll ihn weder unterdrücken noch ihn im Stich lassen.» (Al-Buchârî und Muslim).
Deshalb muss man den Unterdrückten und denjenigen, gegen den eine Übertretung begangen wird, unterstützen. Derjenige, der es unterlässt eine unterdrückte Person zu unterstützen, obwohl er dazu in der Lage ist, ist sündig.
Abû Bakr sagte: „O Leute! Ihr rezitiert den Vers {O die ihr den Glauben verinnerlicht, wacht über euch selbst! Wer abirrt, kann euch keinen Schaden zufügen, wenn ihr rechtgeleitet seid } [ Sûra 5:105] , [doch ihr missversteht ihn].
Denn ich habe den Gesandten Allâhs sagen hören: «Wenn Menschen einen Unterdrücker sehen, ihn jedoch nicht davon abhalten, ist es wahrscheinlich, dass Allâh sie alle bestrafen wird. » (Abû-Dâwûd und At-Tirmidhî).
Man sollte den Unterdrücker, wenn möglich, mit Taten hindern. Und diese Verantwortung ist größer hinsichtlich der Herrscher und derjenigen, die Befehlsgewalt haben. Wenn man den Unterdrücker nicht mit Taten aufhalten kann, sollte man es mit Worten tun.
Ein Unterdrücker darf nicht unterstützt werden
Einem Unterdrücker zu helfen gehört zu den schwerwiegendsten Katastrophen. Menschen sollten einen Unterdrücker nicht nachahmen; sie müssen ihn vielmehr davon abhalten und ihn das Unrecht, das er verübt, erkennen lassen. Wenn die Menschen den Unterdrücker unterstützen, werden sie nichts vom Brunnen des Propheten zu trinken bekommen, wie er uns selbst berichtete.
Einige Leute unterstützen einen Unterdrücker, weil er ein Verwandter oder ein Stammesmitglied ist, doch der Prophet warnte vor solch unterdrückendem Verhalten.
Ein Gläubiger sollte nicht betrogen werden
Alles, was bis jetzt erwähnt wurde, bedeutet nicht, dass man sich einfach von jemandem betrügen lässt, der behauptet unterdrückt worden zu sein, weil es nicht notwendigerweise wahr sein muss, dass jede Person, die behauptet unterdrückt worden zu sein, wirklich unterdrückt wurde.
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