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Zusammenhang zwischen Katastrophen, Unheil und Sünden: Teil 3

Die göttliche Gepflogenheit, Plagen in Ländern zu verbreiten, geschieht auf Grund des Vorhandenseins von Schlechtem und dem fehlenden Widerstand, der dem Ausmaß des Schlechten und dessen Gewicht und Bemessung aus Sicht der Rechtsprechung entspricht, nicht aus der Sicht und Bemessung der Menschen. (So wurde im Sahîh überliefert: ) « O Gesandter Allâhs! Werden wir vernichtet, während es unter uns Tugendhafte gibt?“ Er sagte: „Ja, wenn das Schlechte überhandnimmt.»

Zu den wichtigen Angelegenheiten, die man diesbezüglich kennen sollte, gehören:

 

Drittens: Das Unheil für die Menschen unterscheidet sich in seiner Offensichtlichkeit und Verborgenheit sowie in der Art und im Ausmaß. So kann ein Mensch mit einer verborgenen Plage geprüft werden, die schlimmer ist, als offensichtliche Plagen anderer. So bestimmt Allâh für ihn eine verborgene Plage, da dies eine angemessene Sühne für seine Sünde ist. Ahmad überlieferte, dass Âischa  sagte: „Der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte:  «Wenn die Sünden des anbetend Dienenden sich mehren und ihm nichts bleibt, mit dem er sie verbüßen kann, dann prüft Allâh ihn mit Bekümmernis, um sie ihm zu sühnen.»  Es gibt Menschen, die verschiedene kleine Plagen und Unheil treffen. Wenn sie ein großes Unheil träfe, dann könnten sie es nicht ertragen. Deshalb ist Allâh sanftmütig mit ihnen. Und es gibt Menschen, bei denen das Gegenteil zutrifft. Ahmad und At-Tirmidhî überlieferten, dass Umayya bint Abdullâh sagte: „Ich fragte Âischa nach folgendem Vers: {… Wer Böses tut, dem wird es vergolten…}. Sie sagte: Du hast mich nach etwas gefragt, wonach mich noch niemand gefragt hat, nachdem ich den Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) danach gefragt hatte. Ich fragte den Gesandten Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) darüber und er antwortete: «'O Âischa, dies ist die Huldigung Allâhs für den anbetend Dienenden für das, was ihn an Fieber, Bekümmernis und Leid trifft. Selbst wenn er ein Gut in seinen Ärmel steckt, es dann vermisst und sich erschrickt und es dann unter seiner Achselhöhle wiederfindet. Bis der anbetende Dienende aus seinen Sünden hervorgeht wie der rote Goldstaub aus dem Blasebalg hervorgeht.“»

 

Es gibt Menschen, für die ein Unheil mit einem Geschenk beginnt. So wird jemandem Geld oder ein Kind gewährt und er beschäftigt sich von Herzen damit, liebt es von ganzem Herzen und hängt daran. Wenn es oder ein Teil davon ihm dann entzogen wird, so ist zu seiner Schädigung das Unheil größer als wenn er arm oder kinderlos geblieben wäre.

 

 

 

Es gibt auch Menschen, die sich in der gleichen Lage befinden. Wenn sie allerdings etwas bekommen, dann hängen sie nicht mit dem Herzen daran und bringen dem Geber (Allâh) dafür gebührenden Dank entgegen. So ist der Verlust für sie ein anderer.

 

Viertens: Viele Menschen irren bei der Betrachtung des Unheils und der Bewertung dessen Folgewirkungen und begrenzen ihre Sicht auf die Formen der Entbehrung, Verwehrung und Entziehung. Sie berücksichtigen keine anderen Dinge, wie beispielsweise das Geschenk sowie dessen Art und Größe im Herzen des Besitzers und verrechnen dies nicht mit dem Unheil sowie dessen Art und Größe und Folgewirkungen für ihn. So ist das Unheil, das einen zu Allah zurückbringt, besser als die Gunst, die einen von Ihm entfernt. Der Mensch ist bei dieser Bemessung fast immer verstimmt. Außer wenige, die Allâh verschont hat. Allâh sagt: {…gewiss, dann ist der Mensch sehr undankbar.} [Sûra 42:48]. Sprich: Er ist gewiss sehr undankbar für die Gunsterweise seines Herrn. Er zählt die Katastrophen und leugnet die Gunstbeweise. Wenn der Mensch also mit dem Bedecken der Gunstbeweise charakterisiert wird - so stammt das Wort „Kafûr“ (sehr undankbar) von „kafara“, was sprachlich „bedecken“ bedeutet –, ist er  demnach bei der Erwägung seiner Bemessungen, Einstufungen und Folgewirkungen für die Seele und bei weiteren Feinheiten des Abwägens eher bedeckend und undankbar. So ist er weit davon entfernt, die offensichtlichen und verborgenen Weisheiten bei Katastrophen zu erkennen.

 

Ibn Dscharîr At-Tabarî überlieferte, dass Al-Hasan Al-Basrî zur Aussage Allâhs des Erhabenen {Der Mensch ist seinem Herrn gegenüber wahrlich undankbar.} [Sûra 100:6] sagte: „Undankbar ist derjenige, der das Unheil zählt und die Gnadenerweise seines Herrn vergisst.“

 

Wenn der Mensch sich selbst gegenüber derartig undankbar und ungerecht ist, wie verhält er sich dann mit anderen? Das Verzeichnen der verschiedenen Katastrophen und deren Folgen für die Menschen ist Allâh ein Leichtes. {Kein Unglück trifft ein auf der Erde oder bei euch selbst, ohne dass es in einem Buch (verzeichnet) wäre, bevor Wir es erschaffen - gewiss, dies ist Allâh ein Leichtes.} [Sûra 57:22].

 

Die Weisheit Allâhs beim Belohnen und Bestrafen sieht bei der Belohnung für diese Taten im Jenseits Gleichberechtigung vor. Doch im Diesseits, zum Zeitpunkt der Heimsuchung durch die Plage, sieht Seine Weisheit vor, dass die Plage und Belohnung durch das Vorziehen von guten Dingen, Sanftmütigkeit und Schädigung unterschiedlich ist, auch wenn die Sünden in ihrer Art und in ihrem Ausmaß gleich sind. Dies geschieht auf Grund der entsprechenden Weisheit.

 

Der Verstand und das Begriffsvermögen des Menschen neigen auf Grund der menschlichen Schwäche zu Stetigkeit bei den Mitteln und deren Ursachen. Allâh schenkte ihm jedoch einen Verstand, mit dem er versteht, was ihm entgeht, um aus der Stetigkeit herauszukommen und damit zu beginnen, nach den subtilen Weisheiten und versteckten Ursachen zu suchen. Und je mehr er über die göttlichen Weisheiten nachdenkt, desto klarer wird ihm, was sich außerhalb des angenommenen stetigen Musters befindet, und er erkennt, wie anderen die große Sanftmütigkeit Allâhs verborgen bleibt. Wer jedoch Stetigkeit bei den Weisheiten im Universum möchte, der ähnelt dem Vieh. Allâh schuf den menschlichen Verstand so, dass er nicht an eine vollkommene Stetigkeit im Verständnis der Ereignisse und deren Ursachen und Folgen glaubt, auch wenn es zugenommen hat. Das Begriffsvermögen des Viehs ist jedoch so erschaffen, dass es Ereignisse nur begrenzt verstehen kann. Seit Beginn der Schöpfung bis zum Ende der Welt hat es nicht zu- und nicht abgenommen. So waren die Ziegen und Kamele zur Zeit Adams, hinsichtlich des Verständnisses von Ereignissen nicht anders als sie es in unserer heutigen Zeit sind, auch wenn sie mehr geworden sind. Und sie werden so bleiben, bis sie zu Staub werden.

 

Fünftens: Das Unheil sucht ein Land in der Form heim, dass es versinkt oder dass gemordet oder Geld gestohlen wird oder Erdbeben vorkommen. So trifft es den Tugendhaften und den Verdorbenen. {Und hütet euch vor einer Versuchung, die nicht nur besonders diejenigen von euch treffen wird, die Unrecht taten. Und wisset, dass Allah streng im Bestrafen ist!} [Sûra 8:25]. Im Sahîhu Muslim ist überliefert, dass Abdullâh ibn Umar sagte: „Ich hörte den Gesandten Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagen:  «Wenn Allâh ein Volk bestrafen will, so trifft diese Strafe alle, die sich in ihm befinden. Dann werden sie gemäß ihren Absichten auferweckt.»

 

Die göttliche Gepflogenheit, Plagen in Ländern zu verbreiten, geschieht auf Grund des Vorhandenseins von Schlechtem und dem fehlenden Widerstand, der dem Ausmaß des Schlechten und dessen Gewicht und Bemessung aus Sicht der Rechtsprechung entspricht, nicht aus der Sicht und Bemessung der Menschen. (So wurde im Sahîh überliefert: ) « O Gesandter Allâhs! Werden wir vernichtet, während es unter uns Tugendhafte gibt?“ Er sagte: „Ja, wenn das Schlechte überhandnimmt.»

 

Die Katastrophen verbreiteten sich damals offensichtlich. Lediglich die Auswirkungen für den Einzelnen unterschieden sich. Je nach Zustand traf sie entweder Gunstbezeigung oder Schädigung oder etwas dazwischen. Und Allâh verfügt dabei über subtilste Weisheiten, die auf Grund der Subtilität Seiner Sanftmütigkeit und der Vollkommenheit Seines Wissens und der völligen Weisheit des Erhabenen die Gedanken verunsichern. So vereinigt Er in einer einzigen Heimsuchung in einem Land unzählige subtile Weisheiten. So wird ein Volk sanftmütig behandelt und ein Volk geschädigt. Andere werden aus Sanftmut in Ruhe gelassen und wieder andere für eine bestimmte Frist in Ruhe gelassen, jedoch stufenweise geprüft. So stürzen möglicherweise Häuser auf ihre Besitzer, wobei der Verdorbene entkommt und andere getötet werden. Darin liegen weitreichende Weisheiten, die Allâhs Weisheit in der Regelung des Verlaufs der Welt vorsieht. Der Erhabene hat für alles ein bestimmtes Maß, eine Ordnung und Berücksichtigung – ohne grobe Schätzung und ohne Fehler. 


Quelle: islamweb.net