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Islam und Moderne - Teil 1:Die religiöse Wertordnung aus islâmischer Sich

Es muss an dieser Stelle eine bedauerliche Tatsache erwähnt werden, dass die europäische Vorstellung vom Islâm von geschichtlichen und auch gegenwärtigen Vorurteilen sehr belastet ist. Viele haben den Islâm deswegen nicht verstanden und noch mehr haben ihn nicht einmal zu verstehen versucht. Viele können die Hürde der Kreuzzüge heute noch nicht überspringen, und viele schauen auf den Islâm aus einer feindlichen Perspektive. Trotz aller Parolen des freien Denkens wagt die Mehrheit der europäischen Denker es nicht, dem Islâm frei und ohne Vorurteile zu begegnen.

 

Eine Wertordnung ist eine Ordnung, welche die Bewertungsmaxime einer menschlichen Gruppe umfasst. Heute herrscht zum größten Teil eine praktisch-utilitaristische, ja opportunistische Wertordnung vor, die zumeist dem westlichen Wertkodex entstammt. Der Westen muss — um das Problem der zerfallenen Werte von heute zu lösen — seinen Weltzentrismus etwas mildern und lernend auf die anderen Kulturen schauen, wie diese von ihm lernen.

 

Man kann ja von einem europäischen bzw. westlichen Aspekt der Weltzivilisation sprechen, und nicht diese als solche bloß aus dem europäischen Ausgangspunkt definieren. Das ist für den Westen und für die ganze Welt eine Notwendigkeit geworden. Je vielfältiger die anerkannten Aspekte der Weltzivilisation werden, desto umfangreicher sind die menschlichen Kenntnisse, die sich durch wechselseitige Befruchtung verschiedener Kulturen entfalten.

 

 

Die religiöse Wertordnung aus islâmischer Sicht

 

Dadurch kann die Menschheit zu wahrheitsnäheren Lösungen der Wertprobleme gelangen. Wir müssen einem uns allen bekannten und von uns allen anerkannten notwendigen Prinzip folgen, der Suche nach Wahrheit durch die uns verfügbaren Forschungsmittel. Das Dilemma der Menschheit, gegen das sich Philosophen wie Hermann Broch u.a. wenden, ist aus der Säkularisierung entstanden.

Dieser Säkularisierungsprozess ist die größte Frucht der westlichen Philosophie, die sich als Weltphilosophie angeboten hat. Die Säkularisierung hat alles Finale und alles Transzendentale im biokulturellen Wesen Mensch ausgeschlossen. Wir müssen eine neue Philosophiesprache finden, die alle Aspekte im All einschließt und die Erscheinungen auf ihren Grund zurückführt. Das wird uns in unserer Suche helfen, das Universum besser zu verstehen.

 

In dieser Hinsicht kann der Islâm eine sehr wichtige Rolle spielen, zumal er eine allgemeine Wertordnung anzubieten beansprucht, die nach unserem Ermessen den Denkvorstellungen mehrerer Denker aus dem Westen selbst genau entspricht.

 

Zwei wichtige Aspekte kennzeichnen diese Wertordnung:

 

Sie ist religiös, d.h. in ihr wird alles auf eine einzige Instanz — Allâh — zurückgeführt und sie erhebt den Anspruch auf Allgemeinheit und hierarchische Einheit. Darüber hinaus zeigt sie eine erstaunliche Harmonie mit den Ergebnissen der Naturwissenschaften.

 

Es muss an dieser Stelle eine bedauerliche Tatsache erwähnt werden, dass die europäische Vorstellung vom Islâm von geschichtlichen und auch gegenwärtigen Vorurteilen sehr belastet ist. Viele haben den Islâm deswegen nicht verstanden und noch mehr haben ihn nicht einmal zu verstehen versucht. Viele  können die Hürde der Kreuzzüge heute noch nicht überspringen,  und  viele schauen auf den Islâm aus einer feindlichen Perspektive. Trotz aller Parolen des freien Denkens wagt die  Mehrheit der europäischen Denker es nicht, dem Islâm frei und ohne Vorurteile zu begegnen.

Die vorherrschende Propaganda erschwert zudem einen rationalen Zugang zum Islâm oder einen vernünftigen Dialog mit ihm. Der Eingang zum Islâm im Westen war immer der Orientalismus bzw. die europäische Islamwissenschaft, eine Wissenschaft, deren schlechter Ruf, vor  allem unter den Muslimen, seinesgleichen sucht. Nach den einführenden  Beiträgen Nöideckes und Kremers waren die Leistungen von Goldziher, Snouck-Hurgronje, J. Wellhausen und C. H. Becker für diese verrufene Wissenschaft bezeichnend.

 

Goldziher beispielsweise hat die prophetische Überlieferung als ein Produkt des religiösen Kampfes interpretiert.

 

Carl Heinrich Becker (1876-1933), der die lslamwissenschaft in Deutschland begründete, verstand den Islâm lediglich im Zusammenhang religiöser und kultureller Probleme der Geschichte, und nicht als eine Botschaft für sich.

 

Es gibt aber eine Gruppe von Forschern, die das Beispiel geben konnten, wie man auf die anderen Kulturen unvoreingenommen blicken und sie im geschichtlichen Kontext bewerten kann. Unter den bekannten Beispielen sind Annemarie Schimmel, Maxime Rodinson und Sigrid Hunke.

 

Der folgende Artikel wird die islâmische Wertordnung als ein allgemeiner Wertkodex kurz behandeln, der für sich einen hohen Anspruch auf hierarchische Vollständigkeit erhebt und sich als kompaktes System für alle Lebensbereiche anbietet.

 

Folgende Bereiche sollen dieses Thema abdecken:

 

-    Die islâmische Wertordnung geht von der völligen Ergebung in den Willen Gottes aus, wie sie nur ein strikter Monotheismus auffassen kann.

-    Islâmische Einheit erklärt sich in jedem Verhältnis.

-    Dynamik der islâmischen Wertordnung.

-    Ganzheitlichkeit der islâmischen Wertordnung. (Die Verbindung des Diesseits mit dem Jenseits)

-    Autorität der islâmischen Wertordnung.

-    Auf dem Glauben basiert alles im Islâm.

-    Islâm ist Toleranz.

- Flexibilität der islâmischen Wertordnung.

 

 


Quelle: www.islamweb.net