Ehestreitigkeiten sollen die Ehepartner realistisch betrachten. Sie können nämlich gute Chancen für gegenseitiges Verständnis sein, wenn diese genutzt werden. Je nach der Methodik, die die Ehepartner bei der Konfrontation mit Ehestreitigkeiten anwenden, können diese Streitigkeiten entweder beseitigt oder ausgedehnt und ausgeweitet werden. Daher soll man folgende Anweisungen beachten:
- Es ist nicht daran zu zweifeln, dass scharfe Worte und aggressive Äußerungen tiefe Spuren hinterlassen, die auch nach Beendigung der Streitigkeit noch lange wirken können, worauf auch noch Schocks und Gefühlseinbrüche hinzukommen können. Das Schweigen bei einem Ehestreit ist eine schlechte Lösung, da es zwar betäubend, aber nur vorläufig wirkt. Sehr schnell und sogar beim winzigsten Zusammenstoß bricht nämlich der Vulkan der Streitigkeit aus. Es ist eine Anfangsphase der psychischen Probleme sowie der Bedrängnisse, dass der Partner seine Probleme nicht zur Diskussion bringt. Daher sollte man diese Probleme entweder übergehen, ignorieren, versuchen sich ihnen anzupassen oder sie zur Diskussion stellen. Auf jeden Fall soll die Kompromisslösung allumfassend sein und aus eigener Initiative kommen.
- Darauf bedacht zu sein, den eigenen Willen durchzusetzen, vertieft und festigt die Zwietracht. So soll man Ironie, Verspottung, Leugnung, Ablehnung sowie Eigennützigkeit vermeiden. Al-Buchârî überlieferte, dass Abdullah ibn Umar berichtete: Der Prophet war weder unanständig noch verhielt er sich unanständig. Er pflegte vielmehr zu sagen: « ''Der beste unter euch ist derjenige, der am anständigsten ist.''»
«Von ´Âischa überlieferte Al-Buchârî, dass eines Tages einige Juden am Propheten vorbeigingen und zu ihm sagten: „Möge Allâh dich vernichten!" Daraufhin erwiderte ´Âischa: "Möge Allâh euch vernichten, verfluchen und euch zürnen!" Da sagte der Prophet : ''O ´Âischa, sachte! Sei doch nachsichtig, aber weder grob noch unanständig!''. Da fragte sie: "Hast du denn nicht gehört, was sie gesagt haben?'' – "Doch! Hast du deinerseits nicht gehört, was ich ihnen gesagt habe? Ich habe ihren Gruß erwidert. Möge Allâh die meinigen Bittgebete erhören und ihre aber nicht.'', erwiderte der Prophet .»
Al-Buchârî überlieferte nach einer Aussage von ´Âischa , dass der Prophet sagte: «''Der schlimmste Mensch am Tage der Auferstehung bei Allâh ist derjenige, den die Menschen meiden, um dessen Boshaftigkeit auszuweichen.''»
At-Tirmidhî überlieferte, dass ´Âischa nach dem Charakter des Propheten gefragt wurde, woraufhin sie antwortete, dass der Prophet nie unanständig war, sich nicht unanständig verhielt, keinen Lärm auf den Marktplätzen machte und Böses nicht mit Bösem vergalt. Im Gegensatz dazu pflegte er zu verzeihen und zu vergeben.
Anas sagte: Jahre lang diente ich dem Propheten . Nie sagte er zu mir: Wozu hast du das gemacht? Oder: Warum hast du dies unterlassen? (Ahmad).
- Das Bewusstsein der tiefen Wirkung der Ehestreitigkeiten sowie deren zerstörerischen Konsequenzen für die Ehepartner. Es ist nicht zu bezweifeln, dass für die Frau das Zerwürfnis mit dem Mann, den sie liebt und hochschätzt, ein Anlass für große Verwirrung, Besorgnis und Unstimmigkeit ist, besonders wenn sie von sensibler Natur ist.
- Zu den bedeutendsten Gründen der Ehescheidungen gehört die von der Abkunft, Wohlhabenheit, Schönheit oder Bildung veranlasste Überheblichkeit. Deshalb sagte der Prophet : «''Die Überheblichkeit ist die Leugnung der Wahrheit sowie die Verachtung der Menschen.''» (Muslim).
- Ohne reifliche Überlegungen sollte man keinen Entschluss fassen. Der Ehemann darf sich nicht für oder gegen etwas entscheiden und von dieser Entscheidung dann abweichen, auch wenn er bedrängt wird. Und wenn er bemerkt, dass seine Entscheidung falsch war, steht es ihm weiterhin nicht zu deshalb erneute Streitigkeiten zu entfachen.
Zur Lösung von Ehestreitigkeiten:
1. Man muss zuerst unterscheiden, ob es um einen wirklichen Streit oder nur um ein bloßes Missverständnis geht. Um Missverständnisse zu beseitigen, sollte jeder Partner klar und eindeutig zum Ausdruck bringen, was er beabsichtigt und was ihn ärgert. Es könnte sein, dass es sich wirklich nur um ein Missverständnis handelt.
2. Man soll in sich gehen, sein Gewissen erforschen und seine Nachlässigkeit seinem Herrn gegenüber zugeben. So erträgt man die Fahrlässigkeit des Partners.
3. Die Berücksichtigung, dass jedes Unglück durch eine verübte Sünde verursacht wird. Zu diesen Kümmernissen gehört das Zerwürfnis zwischen den Ehepartnern. In diesem Zusammenhang wurde überliefert, dass Muhammad ibn Sirîn sagte: Ich erkenne meine Sünden am Verhalten meiner Frau und meines Reittieres.
4. Man sollte sich bemühen, den Streit so sehr in Grenzen zu halten, dass er nicht nach außen getragen wird, sondern unter vier Augen bleibt.
5. Man soll den Streitgegenstand bestimmen, sich darauf konzentrieren und nicht darüber hinaus gehen. Man soll nicht über frühere Fehltritte oder Übertretungen diskutieren oder frühere Probleme ansprechen. Das intensiviert den Streit nämlich.
6. Jeder Partner soll den Streitpunkt aus seiner eigenen Sichtweise erklären. Er darf sich aber nicht derart verhalten, als ob seine Sichtweise die alleinig unbestreitbare oder die einzig richtige wäre. Das schafft jeder Lösung ein baldiges Ende.
7. Am Anfang der Diskussion sollte man über Einklänge, positive Seiten und Vorzüge sprechen, um die Herzen dadurch milder zu stimmen, den Teufel zu vertreiben, die Sichtweisen einander näherzubringen und beide Partner nachsichtiger zu stimmen. Allâh sagt: {'' Und vergesst nicht einander Güte zu erweisen!''} . [Sûra 2:237] . Sagt ein Partner zum anderen: „Ich werde nie deine Vorzüglichkeit in jener bestimmten Sache vergessen und kann deine Gutmütigkeit und unser gutes Einvernehmen in bestimmten Situationen nicht leugnen“, so hilft das bestimmt dabei, dass der Partner von vielen seiner Ansichten absieht.
8. Es ist schon gefährlich, dass jeder Partner immer nur an seine Rechte denkt. Noch gefährlicher ist es jedoch, auf diese Rechte mehr Wert zu legen oder vermeintliche Rechte zu fordern, wobei die Pflichten im gleichen Atemzug vernachlässigt werden.
9. Erkennt ein Partner, dass er sich im Irrtum befindet, soll er sich zu seiner Schuld bekennen und nicht auf seinem Irrtum beharren. Jeder Partner soll selbstbewusst und mutig genug sein, um seine begangenen Fehler zuzugeben. Dafür soll ihm der andere Partner herzlich danken. Das ist nämlich viel besser, als auf einem Irrtum zu beharren. Dies ist der erste Schritt zur Besserung. Auf gar keinen Fall soll dieses Schuldbekenntnis ein Mittel zur Erpressung sein. Es gehört vielmehr zu den positiven Eigenschaften, worauf man immer hinweisen sollte.
10. Der Ehemann soll immer Verständnis für die spezifisch weiblichen Eigenschaften haben. Der Prophet sagte: « ''Eure Mutter war eifersüchtig.''» (Al-Buchârî). Am Propheten , der die Angelegenheiten und Umstände richtig einschätzte und Verständnis für die menschliche Natur hatte, soll man ein schönes Vorbild haben. «An-Nasâ`î und Abû Dawûd überlieferten, dass Â`ischa sagte: Ich kenne keine bessere Köchin als Safiyya, eine Ehefrau des Propheten . Einmal schickte sie dem Propheten ein Gericht in Essgeschirr. Ich konnte mich vor Eifersucht nicht beherrschen und zerschlug dieses. Als ich den Propheten darüber befragte, wie ich dieses büßen könne, sagte er mir: ''Gefäß um Gefäß und Essen um Essen.''.»
11. Die Bescheidenheit. Findet die Frau an ihrem Mann etwas Gutes, dann soll sie Allâh dafür danken. Findet sie etwas anderes, dann sollte sie sich damit trösten, dass alle Männer so sind. Ebenso soll der Mann wissen, dass es in jeder anderen Familie ebenfalls Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten gibt.
12. Man sollte nicht versuchen irgendeine Streitigkeit im Zorn zu lösen. Man soll vielmehr warten, bis man von jeder Aufregung frei wird. Sehr selten findet man in derartigen Situationen die richtige Lösung.
13. Man soll immer dazu bereit sein auf eigene Rechte zu verzichten. Es ist nämlich schwer eine Streitigkeit zu schlichten, wenn jeder Partner auf seinen Rechten beharrt.
14. Man soll sich allen Umständen und Situationen anpassen. Jeder Partner soll also ruhig, beherrscht, besonnen, nicht ergrimmt oder böse sein. Das Freisein von Aufregung, Unvorsichtigkeit und Hitzköpfigkeit hilft dabei, das Problem auf beste Weise zu analysieren und es dann mit Geschick zu lösen.
15. Die Ehepartner sollen sicher sein, dass Glückseligkeit nicht im Reichtum liegt. Erfolg hat mit dem Bewohnen prachtvoller Paläste oder mit umfangreichem Dienstpersonal nichts zu tun. Erfolg liegt vielmehr im ruhigen Zusammenleben, das von Bedrängnissen und von Gier frei ist.
Man soll unbeabsichtigte Fehltritte, Fehler und Übertretungen nachsehen.
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