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Vorherwissen und Vorherbestimmung ALLAHs (Qadar)

 

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Die Diskussion über Willensfreiheit contra Determinismus und Nihilismus beschäftigt die Menschheit nicht erst seit den narzisstischen Kränkungen, die sie laut Sigmund Freud erfahren hat. Die Debatten sind uralt und trotzdem immer aktuell. Fast noch mehr als die Frage nach dem Sinn des Lebens beschäftigt uns die Frage, ob es einen Sinn gibt oder überhaupt geben kann. Um in die Diskussion einzuführen eignet sich ein aktuelles Beispiel, bevor dann allgemein wieder zur Urfrage unseres Seins zurückgekommen werden soll.

Wir sind nur Marionetten unseres Gehirns.

Das ist die aktuelle Aussage vieler neurobiologischen Wissenschaftler. Sie behaupten auf Grund ihrer Forschungen am menschlichen Gehirn beweisen zu können, dass der Mensch nicht willensfrei sei. Schon 350 Millisekunden bevor „wir" entscheiden etwas zu tun, regt sich im Gehirn bereits das so genannte „Bereitschaftspotential". Das würde bedeuten, dass das, was wir als „unseren" Entschluss empfinden, letztendlich nur eine nachgereichte Bestätigung der eigentlichen Entscheidung und damit eine Illusion wäre. Der eigentliche Denkprozess und die Entscheidung aber sollen unbewusst und vom Menschen weder bemerkt noch beeinflusst ablaufen.

Demnach wären wir Menschen determiniert - also fest vorausbestimmt und unfrei - in unserem Willen und so auch in unseren Handlungen. Nichts als äußere Einflüsse, wie Erziehung und Erfahrung, würde also unser Verhalten bestimmen, so die Neurobiologen. Denn diesen Einflüssen folgt das Gehirn bei seiner Entscheidung. Daraus würde folgen, was tatsächlich von manchen Wissenschaftlern behauptet wird: Ein Verbrecher kann nichts dafür, dass er einen Mann getötet, eine Frau vergewaltigt, ein Kind entführt oder ähnliches getan hat.

Was würde also aus unserem Rechtssystem werden, was aus unserem Strafrecht? Wenn niemand mehr seiner Taten schuldig wäre, wie könnte man ihn dafür bestrafen? Man könnte es nicht mehr, Gerichtssäle und Gefängnisse könnten geschlossen, unsere Freunde und Helfer aus dem Dienst entlassen werden. Jeder könnte ungestraft tun und lassen, was immer er oder sie wolle. Wir wären nun wahrhaftig frei, frei von jedem Anstand, jeder Ordnung und Gerechtigkeit, jeder menschlichen Würde. Soll so unsere Zukunft aussehen?

Dass sie so nicht aussehen kann und hoffentlich auch nicht wird, bedarf keiner Erklärung. Und so muss sie auch nicht aussehen. Denn auf philosophischer Ebene kann den Neurobiologen Paroli geboten werden.

Zunächst stünde die Frage nach der Definition des „Ichs" im Raum, was aus biologischer Sicht relativ schwierig ist. Falls man die Behauptung, dass wir Marionetten unseres Gehirns sind, tatsächlich in eine Reihe mit so genannten wissenschaftlichen Tatsachen stellen könnte, dann ließe sich auch einfach das Gehirn als „Ich" definieren. Also müsste der Satz in „Der Körper ist unsere Marionette" umgeformt werden, was ja schon mal freundlicher klingt. Dem könnte man zwar entgegensetzen, dass wir aber eben nur so mit unserer Marionette umgehen, wie es uns durch Einflüsse eingeflößt wurde, das müsste aber erst einmal  bewiesen werden, was schwer, wenn nicht unmöglich ist.

Außerdem muss bei der empirischen Untersuchung differenziert werden zwischen Grund und Ursache menschlichen Handelns. Hirnforscher sind durchaus in der Lage, die Ursachen für unser Handeln nachzuweisen, indem sie die neuronalen Ströme im menschlichen Gehirn untersuchen, das heißt aber noch lange nicht, dass sie die Gründe erfassen können. Und die Gründe, warum wir etwas wollen und auch tun, sind es, die unsere Entscheidungen als Menschen ausmachen, gemäß dem gottgegebenen Grundsatz: Die Taten sind entsprechend den Absichten. Gründe für menschliches Handeln sind, auch wenn es einigen Naturwissenschaftlern zuwiderlaufen wird, nicht in der Biologie zu suchen.

Vor allem auf rechtsphilosophischer und anthropologischer Ebene verfliegt der Einwand der Neurobiologen in Bezug auf das Strafrecht, selbst wenn man ihnen aus naturwissenschaftlicher Sicht Recht geben müsste.

Gehen wir einmal davon aus: Der Mensch ist nicht Mensch, im Grunde nicht einmal Tier, sondern nichts anderes als ein sich nach den Naturgesetzen selbstorganisierendes System aus sich selbstorganisierenden Zellen aus sich selbst organisierenden Molekülen, Atomen, Nukleonen, Quarks,...

Dann hätte letztendlich nichts mehr im menschlichen Leben, in unserem humanistischen Menschenbild einen Sinn. Wozu also diese Erkenntnis? Wir leben in einer Illusion? Wäre es denn ein Verbrechen, in etwas zu leben, das man Illusion nennt? Würde es nicht alles zerstören, was wir sind, aus dieser Illusion auszubrechen? Und wer bitte ist es, der sich anmaßt, Realität und Illusion zu definieren?

Jegliche Wissenschaft verliert ihren Sinn beim Verlust der Willensfreiheit, genauso wie alles andere, was den Menschen ausmacht. Und so müssen wir a priori davon ausgehen, willensfrei zu sein, um überhaupt handlungsfähig zu bleiben. Unser Denken und Handeln muss danach ausgerichtet werden und so darf auch unser Strafrecht nicht die Stellung verlieren, die es in unserem Leben innehat.

Doch hat nun diese Diskussion für den gläubigen Menschen noch eine ganz andere, weitreichendere und um Längen wichtigere Dimension, eben diese Urfrage nach dem Sinn des Lebens. Der Determinismus als Gegenthese zur menschlichen Willensfreiheit und der Nihilismus stehen dem Glauben an einen einzigen Gott unvereinbar gegenüber. Ein Konflikt, dem es sich als gläubiger Mensch zu stellen gilt. Wichtig ist hier die Herangehensweise.

Das arabische Wort Iman, das im Koran häufig Erwähnung findet, wird oft mit Glauben in die deutsche Sprache übertragen. Diese Übersetzung ist jedoch ungenau und unzureichend. Denn Gott sagt im Koran, dass der Muslim es durch Wissen feststellen soll, dass sein Herr und Gott existiert und dass es keinen Gott außer Ihm gibt, er soll es begreifen mit seinem Verstand. Es geht also nicht nur ums Glauben, sondern ums Wissen. Der Frage nach Nihilismus und Determinismus soll also unvoreingenommen begegnet werden.

Sind wir frei in unserem Willen oder hat überhaupt nichts einen Sinn?

Viele Philosophen werden sagen, dass diese Frage gar nicht beantwortet werden kann. Und man muss ihnen wohl insofern Recht geben, dass diese Frage nicht so beantwortet werden kann, dass sie die Gegenseite für sich nicht auch in sich schlüssig widerlegen könnte. Was also nun? Da der menschliche Verstand hier an seine Grenzen zu stoßen scheint, mag man es sich aussuchen können, wie man diese Frage beantwortet, hier liegt die Entscheidung des Menschen, ob er der Verantwortung, die er gegenüber Gott hat, gerecht wird oder nicht. Und genau hier lässt sich eine um einiges weniger metaphysische und dafür praxisorientiertere Diskussion ansetzen. Was für Folgen für unser Leben hätte jeweils eine positive bzw. negative Beantwortung der Frage nach der Willensfreiheit?

Beantworten kann diese Frage die Ausführung bezüglich des Strafrechts. Wir haben gesehen, dass wir in unserer Anthropologie auf Willensfreiheit angewiesen sind. Nihilismus kann für ein menschliches Wesen keine Option darstellen, da ein solcher Weg sinnlos wäre, selbst dann, wenn man ihn als wahr bezeichnen könnte. Der Nihilismus ist ein untragbares, sich selbst negierendes System und daher unannehmbar. Und da Atheismus niemals etwas anderes als nihilistisch sein kann, ist daher der Glaube an Gott die einzig annehmbare Konsequenz.

 

 


Quelle: http://alumma.wordpress.com

Readaktionelle Bemerkungen: by :Max Omar Bentheim
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