Die Bedingungen für die Gültigkeit der Shahada
Ein Gelehrter der ersten Generation wurde einmal danach gefragt, ob die Shahadah -d.h. die Worte “la ilaha illa Allah”- der Schlüssel zum Paradies ist. Er antwortete:” Ja, aber jeder Schlüssel hat Zähne.” Ein Schlüssel ohne die passenden Zähne wird das Schloss nicht öffnen. Diese Zähne der Shahadah, d.h. die Bedingungen für ihre Gültigkeit , haben die Gelehrten wie folgt zusammengefasst:
1. Wissen (´Ilm)
2. Gewissheit (Yaqin)
3. Akzeptanz (Qabul)
4. Hingabe (Inqiyad)
5. Wahrhaftigkeit (Sidq)
6. Aufrichtigkeit (Ikhlas)
7. Liebe (Liebe)
*8. Ablehnen von allem und jedem, das neben Allah verehrt wird (Kufr bit-Taghut)
1. Wissen
D.h. die Bedeutung der Shahadah zu kennen und mit all ihren Konsequenzen, was sie bestätigt, und was sie verneint:
"Wisse, dass kein Gott außer Allah ist ..." [47:19]
"Und diejenigen, die statt Seiner anbeten, haben kein Führspracherecht, mit Ausnahme dessen, der die Wahrheit bezeugt, und sie wissen Bescheid" [43:86]
D.h. sie wissen in ihren Herzen die Bedeutung der Wörter, die sie mit dem Mund aussprechen. In Al-Sahih wird folgender Hadith berichtet:
“Wer stirbt im Wissen, dass es keinen Gott außer Allah gibt, betritt das Paradies." [Bukhari]
Offenkundigerweise ist ein Bekenntnis wertlos, wenn man die Bedeutung der Worte, die man bezeugt, nicht kennt. Jemand, der la illaha illa Allah sagt, und dabei mit Allah Jesus gemeint hat, dessen Shahadah nützt nichts, im Gegenteil, sie ist ein deutlicher Beweis für seinen Unglauben. Deswegen ist es von essentieller Bedeutung, dass der, der die Shahadah ausspricht, sich der Bedeutung der Worte bewusst ist.
2. Gewissheit
Jemand, der die Shahadah ausspricht, muss von ihrer Wahrheit absolut überzeugt sein, ohne Zweifel oder Unsicherheit im Herzen. Die Gläubigen werden im Qur’an wie folgt beschrieben:
"Die Gläubigen sind nur diejenigen, die an Allah und seinen Gesandten glauben und dann nicht (am Glauben) zweifeln ..." [49:15]
Der Prophet sagte:
"Bezeugt, dass es keinen Gott außer Allah gibt, und dass ich sein Gesandter bin, denn kein Mensch begegnet Allah mit diesen beiden Worten, ohne Zweifel daran, der vom Paradies ferngehalten wird." [Muslim]
Und in einer anderen Version: "Niemand wird mit diesen Worten ohne den geringsten Zweifel daran zu Allah kommen, ohne dass er das Paradies sieht."
Mit der Gewissheit über die Wahrheit der Shahadah muss die Gewissheit über die Falschheit aller anderen Wege einhergehen. Es genügt nicht, den Islam zwar als gut und richtig anzusehen, aber gleichzeitig noch andere Wege - z.B. die christliche und jüdische Religion- als möglichen Erfolg im Diesseits und Jenseits zu akzeptieren. Es besteht Einigkeit unter den Gelehrten, dass wer Zweifel am Kufr eines Ungläubigen hat,selbst als einer von ihnen zählt. Das Heilmittel gegen Zweifel ist Wissen. Feste Grundlagenkenntnisse über Qur’an und Sunna sind die beste Waffe gegen jegliche Form von Unsicherheit.
"Wahrlich, nur die Wissenden unter ihnen fürchten Allah" [35:28]
3. Akzeptanz
Nach Wissen und Gewissheit über die Shahadah, müssen mit dem Herzen und der Zunge alle mit der Shahadah verbundenen Aspekte akzeptiert werden. Normalerweise sollte Akzeptanz automatisch aus den beiden vorhergehenden Punkten folgen. Bekanntes Beispiel für jemanden, der die Bedeutung der Shahadah Allahs kannte, keinerlei Zweifel daran hegte, aber die Konsequenzen trotzdem nicht akzeptierte, ist Ibliis. Die Shahadah mit all ihren Konsequenzen zu akzeptieren, bedeutet, dass man auch alles akzeptiert, was im Qur’an steht, oder von Propheten berichtet wird, ohne das Recht, davon zu wählen, was einem gefällt. Allah sagt im Qur’an:
"Glaubt ihr denn an einen Teil des Buches und leugnet einen anderen? Für diejenigen unter euch, die solches tun, gibt es keine Vergeltung als Schande in diesem Leben, und am Tage der Auferstehung werden sie der strengsten Bestrafung zugeführt werden. Und Allah ist euer tun nicht achtlos." [2:85]
Dem Muslim ist nicht freigestellt, sich für ihn passende Dinge vom Qur’an und der Sunna auszusuchen, während er andere weniger oder überhaupt nicht wichtig hält.
"Wir hören und gehorchen, und die sind es, die Erfolg haben werden" [24:51]
4. Hingabe
Hingabe bedeutet, zu befolgen, was die Shahadah verlangt, d.h. Hingabe an Allah und Gehorsam Ihm gegenüber und Seinem Gesandten, wie Allah sagt:
"Und kehrt euch reuig zu eurem Herrn und gebt euch ihm hin, bevor die Strafe über euch kommt" [39:54]
"Und wer hat eine schönere Religion, als jener, der sich Allah hingibt, und dabei gutes Tut." [4:125]
Zweifelsfrei hat Allah es zu einer Bedingung gemacht, dass wir die Shahadah nicht nur mit Worten bestätigen und akzeptieren, sondern auch durch Taten beweisen, nämlich durch Hingabe an Allah und Seiner Befehle. Der Prophet sagte:
"Keiner von euch ist gläubig, bis seine Begierden mit dem übereinstimmen, womit ich gekommen bin." [aus An-Nawawis 40 Ahadith]
Und Allah sagt im Qur’an:
"Doch nein, bei deinem Herrn, sie sind nicht eher Gläubige, bis sie dich zum Richter über alles machen, was zwischen ihnen strittig ist, und dann in ihren Herzen keine Bedenken gegen deine Entscheidung finden und sich voller Ergebung fügen." [4:65]
Die Shahadah ist nicht nur eine Sache im Herz, sie umfasst alles:Herz Zunge und Taten. Der Muslim muss im Herzen von der Shahadah überzeugt sein, sich mit der Zunge dazu bekennen und sie in Taten praktizieren.
5. Wahrhaftigkeit
Jemand, der die Shahadah ausspricht, muss auch meinen, was er sagt, d.h. die Zunge spricht nur das aus, was im Herzen ist. Allah sagt:
"Alif Lam Mim. Meinen die Menschen, sie würden in Ruhe gelassen werden, wenn sie bloß sagten: wir glauben, und meinen sie, sie würden nicht auf die Probe gestellt. Und Wir stellen doch die auf die Probe, die vor ihnen waren. Also wird Allah gewiss die erkennen, die wahrhaftig sind, und gewiss wird Er die Lügner erkennen." [29:1-3]
In beiden Sahih-Büchern wird berichtet, dass der Prophet sagte:
"Es gibt niemanden, der bezeugt, dass es keinen Gott gibt außer Allah, und dass Muhammad der Gesandte Allahs ist, wahrhaftig vom Herzen her, ohne dass Allah im vor dem Feuer beschützt." [Bukhari und Muslim]
Das Gegenteil von Wahrhaftigkeit ist Heuchelei. Ein Heuchler ist der, der die Shahadah mit der Zunge spricht, aber im Herzen Kufr verbirgt. Allah sagt:
"Und manche Menschen sagen; Wir glauben an Allah und den Jüngsten Tag, doch sie sind keine Gläubigen, Sie versuchen, Allah und die Gläubigen zu betrügen, und doch betrügen sie nur sich selbst, ohne dass sie dies empfinden." [2:8-9]
6. Aufrichtigkeit
Jemand, der die Shahadah ausspricht, muss dabei ausschließlich das Wohlgefallen und die Zufriedenheit Allahs erstreben. Allah sagt im Qur’an:
"Und doch war ihnen nicht anderes befohlen worden, als Allah im lauteren Glauben (mit Ikhlas-Aufrichtigkeit) zu dienen." [98:5]
In einem Hadith in Al-Sahih sagte der Prophet :
"Die, die am meisten meiner Fürsprache würdig sind, sind die, die la illaha illa Allah aufrichtig vom Herzen sagen." Und weiter sagte er: "Jahannam ist verboten für diejenigen, die la illaha illa Allah sagen, und dabei nur das Angesicht Allahs begehren." [Muslim]
7. Liebe
D.h. dass man Allah und seine Religion (folglich auch Gebote und Verbote) , die Shahadah und das, wofür sie steht, und die Leute, die daran glauben und danach handeln, liebt. Jemand, der irgendeinen Aspekt vom Islam verabscheut, oder sich darüber lustig macht, hat den Islam schon verlassen. Ebenso diejenigen, die irgendetwas im Dunya mehr lieben als Allah. Er sagt im Qur’an:
"Und unter den Menschen gibt es einige, die sich außer Allah ihresgleichen nehmen - sie lieben sie, wie man nur Allah lieben soll. Die aber, die glauben, lieben Allah noch mehr." [2:165]
Ein Zeichen dafür, dass jemand Allah liebt, ist, dass er dem Priorität gibt, was Allah liebt, auch wenn es gegen den eigenen Willen geht, und dass er hasst, was Allah hasst, auch wenn er eigentlich im Inneren danach verlangt. Seine Freunde sind die Freunde von Allah und seinem Gesandten, und seine Feinde sind die Feinde von Allah und seinem Gesandten. Der Prophet sagte:
"Wer drei Merkmale hat, wird die Süße des Iman schmecken; Ihm sind Allah und sein Gesandter lieber als andere, er liebt andere Menschen nur um Allahs willen und er hasst zum Unglauben zurückzukehren, so wie er es hasst, ins Feuer geworfen zu werden." [Tabarani]
(Sheikh Muhammad bin Saleh Al-Utheimin-aus die Glaubenslehre der Sunnitischen Gemeinde)
*Eine weitere Gelehrtenmeinung besagt, dass das Glaubensbekenntnis eine weitere (achte) Bedingung hat:
8. Ablehnen von allem und jedem, das neben Allah verehrt wird (Kufr bit-Taghut)
Ablehnung von allem dem neben Allah gedient wird: Die Bedeutung von dieser Voraussetzung ist, dass man darüber im Klaren sein muss und sich selbst distanziert von allen Handlungen des Gottesdienstes neben dem Gottesdienst zu Allah. Und er muss mit Gewissheit anerkennen das alle Handlungen des Gottesdienstes, welche nicht einzig und allein für Allah verrichtet werden, ungültig/falsch und zurückzuweisen sind.
"Wer nun den Taghut (falsche Gottheiten und Systeme) gegenüber Kufr betreibt und den Iman an Allah verinnerlicht, der hat gewiß den sichersten Halt ergriffen, bei dem es kein Zerreißen gibt. Und Allah ist Allhörend, Allwissend." [2:256]
(Majmu´ Al-Fatawa - Band 1, Seite 231)
Anmerkung von uns: Aber bei Nummer 8 muss man vorsichtig sein, man darf nicht einfach jeden und alles zum Kafir erklären. ACHTUNG
Die Wahrheit im Herzen
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