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Die Geschichte der Sunna - Teil 3: Die Ära der Gefährten und ihrer Nachfolger

 


Einer der Gefährten reiste, um Fudâla ibn 'Ubaid zu besuchen und erzählte ihm, dass er ihn lediglich aus dem Grund besuche, um ihn über einen Bericht zu fragen, den sie beide gemeinsam vom Propheten gehört hatten, und dass er hoffe, dass Fudâla den vollständigen Wortlaut dieses Hadîths habe. (Abû Dâwûd)

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Als Teil unserer Erörterung der Methodik der Gefährten , zur Bewahrung der Sunna des Propheten , erwähnten wir bereits zwei Aspekte; und zwar die Sorgfalt beim Berichten eines Hadîths und die Verifizierung und Bekräftigung eines Hadîths vor seiner Anerkennung. Drei weitere Aspekte werden im Folgenden vorgestellt.

 

3. Kritik, Erörterung und Bewertung der Berichte

 

Zur Methodik der Gefährten  zur Bewahrung der Sunna gehörte als wohl wichtigster Punkt das korrekte Erlernen und Studieren der Sunna. Man bezeichnet diese Methode mit Begriffen wie "Tadârus" und "Mudhâkara," die beide "Ein Studium, das mehr als eine Person und einen gegenseitigen Wissens- und Ideenaustausch beinhaltet" bedeuten. Die Ergebnisse dieses "Studierens und Erörterns" waren facettenreich. Zu den Zielen dieser Methodik gehörten das korrekte und fehlerfreie Erlernen der Sunna sowie deren sicheres Auswendiglernen. Da es nicht möglich war, dass eine große Anzahl von Gefährten  physisch zur selben Zeit beim Propheten  sein konnten, stellten diese Erörterungen (Hilfs)Mittel dar, durch die Berichte, die nur einigen wenigen Individuen bekannt waren, vielen weiteren übermittelt wurden, so dass sich der Kreis der Überlieferer vergrößerte. Bücher wie Dschâmi' Bayân Al-'Ilm von Ibn 'Abd Al-Barr  und Al-Dschâmi' Li Achlâq Ar-Râwi von Al-Chatîb Al-Baghdâdî  beinhalten viele authentische Hadîthe der Gefährten , die die Effektivität dieser Erörterungen zur Bewahrung der Sunna belegen.

 

Ein weiterer Aspekt der Methodik der Gefährten  zur Bewahrung der Sunna war die kritische Bewertung und Beurteilung dessen, was sie sich gegenseitig berichteten und lehrten. Immer wenn ein Gefährte  empfand, dass das, was er von einem anderen gehört hatte, problematisch war, analysierte er dies kritisch und gab seine Meinung dazu ab. Ein gutes Beispiel für diese Bemühungen der Gefährten  wurde von Badruddîn Az-Zarkaschî  gegeben, der ein Buch schrieb, in dem er mehr als siebzig Berichte sammelte, in denen eine Gefährtin, nämlich 'Âischa, die Mutter der Gläubigen , Berichte anderer Gefährten  auf Basis ihrer Einschätzung derselben unter Hinzuziehung von Qurân und Sunna korrigierte.

 

4. Das Reisen auf der Suche nach einem Hadîth

 

Eine weitere große Anstrengung, die die Gefährten unternahmen, war das Reisen auf der Suche nach einem Hadîth, da die Gefährten  nach dem Tod des Propheten  in verschiedene Orte des islâmischen Reiches zogen, so dass das Reisen eine wichtige Methode des Sammelns, Anerkennens und Bewahrens von Hadîthen wurde. Hier einige wenige Beispiele für die Reisen der Gefährten  aus dem einzigen Grund, um bestimmte Berichte zu bestätigen:

 

Dschâbir ibn 'Abdullâh  reiste einen ganzen Monat nach Alt-Syrien um lediglich einen Hadîth zu bestätigen. (Al-Buchâri)

 

Einer der Gefährten  reiste, um Fudâla ibn 'Ubaid  zu besuchen und erzählte ihm, dass er ihn lediglich aus dem Grund besuche, um ihn über einen Bericht zu fragen, den sie beide gemeinsam vom Propheten  gehört hatten, und dass er hoffe, dass Fudâla  den vollständigen Wortlaut dieses Hadîths habe. (Abû Dâwûd)

 

Einer der Gefährten  verließ sein Haus in Madîna, um Abû Ad-Dardâ'  in Damaskus zu treffen, nur weil dieser einen Bericht bestätigen sollte, den dieser Gefährte  bereits vom Propheten  gehört hatte. (Ibn 'Abd Al-Barr)

 

Der Gefährte Abû Ayyûb  reiste den ganzen Weg bis nach Ägypten, um 'Uqba Ibn 'Amr  über einen Hadîth zu befragen. Abû Ayyûb erzählte 'Uqba , dass sie beide die einzigen lebenden Gefährten seien, die diesen Hadîth direkt vom Propheten  gehört hatten und dass er den Hadîth von 'Uqba  bestätigt haben wolle. (Ahmad)

 

5.  Auswendiglernen der Hadîthe

 

Die Muslime taten - Generation für Generation - alles Menschenmögliche um die Texte des Qurân und der Sunna so präzise zu bewahren, wie sie sie vom Propheten  empfangen hatten. Neben diesen zusätzlichen Anstrengungen, die sie auf sich nahmen, um ihre Methodik weiterzuentwickeln, profitierten die Gefährten von einer Fähigkeit, die ihrer natürlichen Veranlagung entsprach: der Fähigkeit zu einer wortwörtlichen Überlieferung der Sunna - eine Fähigkeit, die wahrlich angemessen für das Hauptunterfangen dieser Methodik war. Zu dieser einzigartigen Fähigkeit der Gefährten  gehörte, dass sie ein gutes Erinnerungsvermögen hatten. Es war für jeden von ihnen ein Leichtes, zahlreiche Berichte in ihren Herzen auswendig zu lernen und sie für sehr lange Zeit genauso zu bewahren.

 

Diese Fähigkeit war nicht speziell eine Eigenschaft der Gefährten , sondern vielmehr eine gängige Eigentümlichkeit der ganzen arabischen Gesellschaft der damaligen Zeit. Viele Gelehrte - Muslime, wie auch Nicht-Muslime - stellten fest, dass die Araber dieser Ära Meister der Sprache waren und ihre Gesellschaft über eine hoch entwickelte mündliche Überlieferung verfügte. Über den bekannten Poet Hammâd wurde beispielsweise berichtet, dass er mindestens einhundert lange Gedichte für jeden Buchstaben des arabischen Alphabets auswendig wusste. Das sind mehr als 2800 Gedichte. Ein starkes Gedächtnis zu haben war ein Grund für sie stolz zu sein, und die Araber vertrauten diesem auch mehr als dem Schreiben, da sie glaubten, dass Schriftstücke verfälscht werden können. Einige gingen in ihrem Stolz sogar so weit, dass sie nichts aufschrieben - aus Angst, dass dies als Anzeichen für ein schlechtes Gedächtnis betrachtet werden könne.

 

Offensichtlich nutzten die Gefährten , die mehr Interesse an der Bewahrung der Sunna als an der Bewahrung von Gedichten und Literatur hatten, diese bedeutsame Eigenschaft, um die Sunna zu schützen und zu bewahren. Der Imâm Ad-Dârimî  berichtete, dass der Gefährte Abû Huraira  sagte: "Ich teilte die Nacht in drei Abschnitte. Im ersten verrichtete ich das freiwillige Nachtgebet, im zweiten schlief ich und im dritten lernte ich Hadîthe auswendig." Eigentlich betrachteten dies alle Gefährten  als Ehre und Segen, da sie durch folgende Aussage des Propheten  dazu ermutigt wurden: Möge Allâh dessen Gesicht erleuchten, der hörte, was ich sagte, und es auswendig lernt, bis er es jemand anderem übermitteln kann. Vielleicht kann es die Person, die es von ihm hört, besser verstehen als er.“ (At-Tirmidhî)

 

Andererseits lehrte der Prophet  den Gefährten  auch zwei Aspekte, die ein notwendiges Gleichgewicht bei der Nutzung des Auswendiglernens herstellten, um seine Hadîthe zu übermitteln, nämlich die Wichtigkeit des Schreibens und die Notwendigkeit, in allen Angelegenheiten gemäßigt zu sein. Dies half ihnen dabei, ihre Bemühungen um eine fehlerfreie und abgerundete Methodik erfolgreich zu machen.

 

Das Phänomen der "Gedächtnisstärke" blieb eine allgemeine Eigenschaft der arabischen Gesellschaft bis ins dritte und vierte Jahrhundert nach der Hidschra, der Zeit, in der die ganze Sunna in Büchern und Niederschriften gesammelt wurde. Das allmähliche Nachlassen der Verbreitung dieser Fähigkeit in der Gesellschaft schmälerte die Rolle, die das Auswendiglernen in der Bewahrung der Sunna spielte, nicht. "Gedächtnisstärke" oder Dabt – die Beschlagenheit im Berichten, wie man diese Eigenschaft später nannte – wurde ein essenzieller Teil des Maßstabes, der angesetzt wurde, um über die Authentizität von Hadîthen zu urteilen. Über die "Gedächtnisstärke" des Überlieferers zu urteilen ist eine zentrale Frage bei der Wissenschaft, die als "Al-Dscharh wa At-Ta'dîl" (Kritik und Lob der Überlieferer) bekannt ist.

 


Quelle: islamweb.net

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