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Die Grundkonzepte im Islâm - Teil 7

 


Diese Verbote wurden von Gott zum seelischen und psychischen Wohlbefinden des Menschen sowie zum moralischen und materiellen Nutzen der Menschheit eingeführt. Hierbei handelt es sich nicht um eine willkürliche Betätigung oder einen aufgezwungenen Eingriff von Gott. Vielmehr ist es ein Zeichen für Gottes Interesse am Wohlergehen der Menschheit und ein Indiz für Seine gute Fürsorge gegenüber dem Menschen.

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Das Moralkonzept

 

Das islâmische Moralkonzept kreist um bestimmte grundlegende Überzeugungen und Prinzipien. Zu diesen gehören folgende: (1) Gott ist der Schöpfer und die Quelle aller Güte, Wahrheit und Schönheit. (2) Der Mensch ist ein verantwortlicher, würdevoller und ehrenwerter Vertreter seines Schöpfers. (3) Gott hat dem Menschen alles in den Himmeln und auf der Erde dienstbar gemacht. (4) Auf Grund Seiner Barmherzigkeit und Weisheit erwartet Gott nichts Unmögliches vom Menschen und macht ihn für nichts verantwortlich, was nicht in dessen Macht steht. Gott verbietet dem Menschen auch nicht, die guten Dinge des Lebens zu genießen. (5) Mäßigung, Umsetzbarkeit und Ausgewogenheit sind Garantien für hohe Integrität und einwandfreie Moral. (6) Alles ist grundsätzlich erlaubt, außer dem, was als verboten herausgegriffen wird und vermieden werden muss. (7) Der Mensch ist letztendlich Gott gegenüber verantwortlich und sein höchstes Ziel ist die Zufriedenheit seines Schöpfers.

 

Im Islâm gibt es zahlreiche weitreichende und umfassende Dimensionen der Moral. Die islâmischen Moralvorstellungen befassen sich mit der Beziehung zwischen dem Menschen und Gott, dem Menschen und seinen Mitmenschen, dem Menschen und anderen Elementen und Geschöpfen im Universum sowie dem Menschen und seinem innersten Selbst. Der Muslim muss sein nach außen gerichtetes Verhalten und seine offenkundigen Taten, seine Worte und Gedanken sowie seine Gefühle und Absichten kontrollieren. Generell hat er die Aufgabe, sich für das Gute einzusetzen und das Verwerfliche zu bekämpfen, das Wahre zu erstreben und das Falsche zu unterlassen, das Schöne und Förderliche wertzuschätzen und das Unanständige zu meiden. Wahrhaftigkeit und Tugendhaftigkeit sind sein Ziel. Bescheidenheit und Schlichtheit sowie Höflichkeit und Barmherzigkeit gehen in sein Fleisch und Blut über. Für ihn sind Arroganz und Eitelkeit, Härte und Gleichgültigkeit geschmacklos, beleidigend und Dinge, die Gott missfallen.

 

Genauer gesagt ist die Beziehung des Muslims zu Gott von Liebe, Gehorsam, völligem Vertrauen und Bedächtigkeit, Ruhe und Dankbarkeit, Beständigkeit und aktivem anbetendem Dienen geprägt. Diese höhere Moralität nährt und festigt zweifelsfrei die Moralität auf menschlicher Ebene. Denn der Muslim muss in seinem Verhältnis zu seinen Mitmenschen Güte gegenüber den Angehörigen, Rücksicht gegenüber dem Nachbarn, Respekt gegenüber den Älteren, Erbarmen gegenüber den Jüngeren, Fürsorge für den Kranken, Unterstützung für den Bedürftigen, Mitgefühl gegenüber dem Trauernden, Ermunterung für den Deprimierten, Freude für den Gesegneten, Geduld mit dem Fehlgeleiteten, Toleranz gegenüber dem Unwissenden, Vergebung gegenüber dem Hilflosen und Missfallen gegenüber dem Falschen zeigen sowie über das Triviale hinauswachsen. Darüber hinaus muss er die Rechte Anderer ebenso sehr wie seine eigenen respektieren. Sein Geist sollte sich mit konstruktiven Gedanken und ernsthaften Bestrebungen befassen; sein Herz sollte mit Gefühlen der Barmherzigkeit und Wohlwollen erfüllt sein; seine Seele sollte Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen; sein Rat sollte aufrichtig und höflich sein.

 

Die moralische Pflicht des Muslims besteht darin, ein strahlendes Beispiel für Ehrlichkeit und Vervollkommnung zu sein, seine Verpflichtungen zu erfüllen, seine Aufgaben korrekt auszuführen, mit allen verfügbaren Mitteln nach Wissen und Tugendhaftigkeit zu streben, seine Fehler zu berichtigen und seine Sünden zu bereuen, ein gutes Gespür für Sozialbewusstsein zu entwickeln, ein Gefühl der menschlichen Verantwortung zu hegen, seine Angehörigen großzügig zu versorgen, ohne dabei verschwenderisch zu sein, und deren rechtmäßigen Bedarf zu decken. Die Natur und die Welt sind für den Muslim ein Erkundungsgebiet und ein Genussobjekt. Er muss ihre Elemente nutzen und über ihre Wunder nachsinnen, sie als Zeichen für Gottes Großartigkeit interpretieren sowie ihre Schönheit erhalten, ihre Wunder erkunden und ihre Geheimnisse entdecken. Er muss Verschwendung und Überfluss vermeiden, ganz gleich, ob er sie zur Versorgung oder zum reinen Vergnügen benutzt. Als verantwortlicher Stellvertreter Gottes und als gewissenhafter Treuhänder muss er stets diejenigen berücksichtigen, die die Welt mit ihm teilen und die ihm in Zukunft folgen werden.

 

Die moralischen Grundsätze im Islâm werden teils positiv als zu erfüllende Verpflichtungen dargestellt und teils negativ als zu vermeidende Vorschriften. Ganz gleich, ob sie positiv oder negativ dargestellt werden, sollen sie im Menschen einen gesunden Geist, eine friedvolle Seele, eine starke Persönlichkeit und einen gesunden Körper begründen. Zweifelsfrei sind dies notwendige Erfordernisse für das generelle Wohlbefinden und das Wohlergehen des Menschen. Um den Menschen bei der Erfüllung dieser Erfordernisse zu unterstützen, schreibt der Islâm unter anderem folgendes vor:

 

1. Das Bezeugen der Einzigkeit Gottes und der Gesandtschaft Muhammads in einer engagierten sinnvollen Weise.

2. Das regelmäßige Verrichten der täglichen Gebete

3. Das Entrichten der religiösen Abgabe, die als Almosen oder Zakâ bekannt ist.

4. Das Fasten im heiligen Monat Ramadan.

5. Mindestens einmal im Leben das Verrichten der Pilgerreise in die heilige Stadt Makka.

 

Die moralischen und sozialen Bedeutungen dieser Vorschriften werden später detailliert behandelt.

 

Neben diesen positiven Maßnahmen gibt es noch weitere, die als präventiv und vorbeugend bezeichnet werden können. Um den Menschen vor Irrsinn und Entartung zu bewahren, vor Schwäche und Schwelgerei, vor Unanständigkeit und Verführung, werden im Islâm bestimmte Dinge in Verbindung mit Essen, Trinken, Freizeit und Geschlechtsverkehr verboten. Zu diesen zählen folgende:

 

1. Jede Art von berauschenden Weinen, Likören und Spirituosen (Sûra 2:219; 4:43; 5:93-94).

2. Schweinefleisch und Schweineerzeugnisse (Mett, Speck, Schinken, Schmalz), Erzeugnisse aus wilden Tieren, die zur Tötung ihrer Opfer ihre Krallen oder Zähne benutzen (Tiger, Wölfe, Leoparden etc.), Erzeugnisse aus Raubvögeln aller Art (Falken, Geier, Krähen etc.), aus Nagetieren, Reptilien, Würmern und Ähnlichem, aus toten Tieren und Vögeln, die nicht ordnungsgemäß geschlachtet wurden (Sûra 2:172-173; 5:4-6).

3. Jede Art von Glücksspiel und nutzlosem Sport (Sûra 2:219; 5:93-94).

4. Alle außerehelichen sexuellen Beziehungen und alle Sprech-, Lauf-, Blick-, und Kleidungsweisen in der Öffentlichkeit, die verlocken, Gelüste hervorrufen, Verdacht erregen oder Schamlosigkeit und Unanständigkeit signalisieren könnten (Sûra 23:5-7; 24:30-33; 70:29-31).

 

Diese Verbote wurden von Gott zum seelischen und psychischen Wohlbefinden des Menschen sowie zum moralischen und materiellen Nutzen der Menschheit eingeführt. Hierbei handelt es sich nicht um eine willkürliche Betätigung oder einen aufgezwungenen Eingriff von Gott. Vielmehr ist es ein Zeichen für Gottes Interesse am Wohlergehen der Menschheit und ein Indiz für Seine gute Fürsorge gegenüber dem Menschen.

 

Wenn Gott bestimmte Dinge verbietet, dann geschieht dies nicht, weil Er dem Menschen etwas Gutes oder Nützliches vorenthalten will. Es geschieht, weil Er den Menschen beschützen und es ihm ermöglichen möchte, ein gutes Differenzierungsempfinden, einen feinen Geschmack für das Bessere im Leben und ein anhaltendes Interesse an höheren Moralvorstellungen zu entwickeln. Um dies zu verwirklichen, müssen des Menschen Geist und Gemüt, Seele und Körper, Gewissen und Gefühle, Gesundheit und Besitz, Physis und Moral des Menschen pfleglich behandelt werden. Daher stellen die Verbote keine Entbehrung, sondern eine Bereicherung, keine Unterdrückung, sondern Erziehung, keine Beschränkung, sondern Entfaltung dar.

 

Um zu zeigen, dass alle Verbote Barmherzigkeiten und Weisheiten sind, sind in diesem Zusammenhang zwei islâmische Prinzipien erwähnenswert. Erstens: Außergewöhnliche Umstände, Notfälle, Notwendigkeiten und Zwangslagen erlauben es dem Muslim, Dinge zu tun, die normalerweise verboten sind. Solange diese Umstände bestehen und soweit er die Situation nicht unter Kontrolle hat, kann ihm eine Nichteinhaltung der Moralvorschriften Gottes nicht angelastet werden (siehe Sûra 2:173; 5:4). Zweitens: Gott hat Sich Selbst Barmherzigkeit vorgeschrieben: Jeder, der unwissend Böses tut, danach aber bereut und es wieder gutmacht, dem wird vergeben. Er ist wahrhaftig allbarmherzig und allvergebend (siehe Sûra 6:54).

 

An einer bemerkenswerten, charakteristischen Textstelle im Qurân werden die Grundlagen und die Philosophie für einen vernünftigen Lebenswandel bestimmt. Die Textstelle lautet wie folgt:

 

{O Kinder Adams, legt euren Schmuck (eure schönste Kleidung) bei jeder Gebetsstätte an und esst und trinkt, aber seid nicht maßlos! - Er (Allâh) liebt nicht die Maßlosen. Sag: Wer hat den Schmuck Allâhs verboten, den Er für Seine Diener hervorgebracht hat, und (auch) die guten Dinge (aus) der Versorgung (Allâhs)? Sag: Sie sind im diesseitigen Leben für diejenigen (bestimmt), die glauben, und am Tag der Auferstehung (ihnen) vorbehalten. So legen Wir die Zeichen ausführlich dar für Leute, die Bescheid wissen. Sag: Mein Herr hat nur die Abscheulichkeiten verboten, was von ihnen offen und was verborgen ist; und (auch) die Sünde und die Gewalttätigkeit ohne Recht, und, dass ihr Allâh (etwas) beigesellt, wofür Er keine Ermächtigung herabgesandt hat, und dass ihr über Allâh (etwas) sagt, was ihr nicht wisst.} [Sûra 7:31-33]

 


Quelle: islamweb.net

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