Ich sage oft, dass ich mehr Zeit und Energie für meinen einen Jungen brauche als für meine drei Mädchen. Andere Mütter von Jungen sagen dasselbe. "Vergiss das alte Gedicht über die Schere und die Schnecken und die Hündchenschwänze!", sagt Sharon O'Donnell, Mutter von drei Jungen und Autorin von "Ein Haus aus Testosteron". "Irgendwie sind sie zu Jungen geworden, die nur Kämpfe und Video-Spiele im Kopf haben, und manchmal bin ich mir nicht sicher, wieviel ich noch ertragen kann!"
"Langsam!", sagen Mütter von Mädchen, die darauf hinweisen, dass sie mit sehr eigenem Modegeschmack, empfindsamerem sozialem Verhalten und einer weitaus größeren Fähigkeit zu Neid fertig werden müssen. Und wenn eine Tochter älter wird, dann reichen die Sorgen der Eltern von Körperwahrnehmung bis mathematische Befangenheit.
Klischeehafte Zuordnung oder große Brocken der Wahrheit? "Ich denke, Eltern verwenden die Frage »Was ist schwieriger?« als Ausdruck der Frustration, die sie in diesem Moment verspüren", sagt Michael Gurian, Familien-Therapeut und Autor von "Nurture the Nature (Erziehe die Natur!) - Jungen und Mädchen sind jeweils auf verschiedene Weise schwieriger."
Jedes Kind ist natürlich ein Individuum. Seine angeborene Persönlichkeit hilft dabei die Entfaltung des Lebens zu formen. Das Umfeld (uns Ernährer eingeschlossen) spielt ebenfalls eine Rolle: "Es gibt bereits ab der Geburt Unterschiede, wie wir Jungen und Mädchen behandeln" sagt Dr. David Stein, Professor für Psychologie an der Virginia State Universität in Petersburg. "Wir neigen dazu mit Mädchen sanfter zu sprechen und Jungen in die Luft zu werfen."
Es ist jedoch auch wahr, dass sich Gehirn und Wachstum eines jeden Geschlechts mit unterschiedlicher Geschwindigkeit entfalten und dadurch das Verhalten beeinflussen. Dr. med. Leonard Sax, Autor von "Boys Adrift (haltlose Jungen)" glaubt, dass Eltern Jungen und Mädchen unterschiedlich erziehen, weil Jungen und Mädchen von Geburt an sehr verschieden sind – ihre Gehirne sind nicht in derselben Weise gepolt.
Können wir also endlich auf die große Debatte der Eltern eine Antwort darauf finden, welches Geschlecht schwieriger zu erziehen ist? Es kommt oftmals darauf an, was man betrachtet und wann:
Disziplin
Wer schwieriger ist? Jungen!
Warum scheinen Jungen nicht zuzuhören? Wie sich herausgestellt hat, ist deren Hörvermögen bereits bei der Geburt nicht so gut wie das der Mädchen. Und dieser Unterschied wird mit zunehmendem Alter der Kinder größer. Das Hörvermögen von Mädchen ist in dem Frequenzbereich empfindlicher, der für die Sprachverständlichkeit entscheidend ist, und die Sprachzentren in ihrem Gehirn entwickeln sich schneller. Dies bedeutet, dass Mädchen besser auf Disziplinierungsstrategien, wie beispielsweise Lob oder Warnungen wie "Tu das nicht!" oder "Nutze deine Worte!" reagieren. "Jungen neigen dazu taktiler zu sein – sie brauchen es, aufgehoben und auf einen Auszeitsitz geworfen zu werden", sagt Gurian. "Sie sind auch weniger sprachgewandt und impulsiver", fügt er hinzu, "was im Kleinkind- und Vorschulalter besonders offensichtlich ist."
Diese Unterschiede in der Entwicklung tragen dazu bei, normales Verhalten fälschlicherweise als Problemverhalten zu betrachten, wie eine ständig wachsende Zahl an Beobachtern sagt. Auf fünf Jungen kommt jeweils ein Mädchen, das mit einer "Störung" (einschließlich Verhaltensstörung, bipolare Störung, Hyperaktivität, Konzentrationsmangelstörung, sensorische Integrationsstörung und oppositionelles Trotzverhalten) diagnostiziert wird, sagt Stein, der auch der Autor von "Unraveling the ADD/ADHD Fiasco (Das ADHS-Fiasko entwirren)" ist. Einige Kinder – meistens Jungen – können eher vom Normalen ins Extreme fallen. Sie benötigen mehr Möglichkeiten zum Aufbrauchen von Energie und Aggression und auch festere Grenzen.
Physikalische Sicherheit
Wer schwieriger ist? Jungen!
"Oft gibt es hier Ringkämpfe nach dem Essen", berichtet Michelle Mayr, Mutter von 4 Jungen im Alter von 5 bis 12 Jahren aus Davis, Kalifornien. "Ich kämpfe ständig darum, dass mein Haus ein Heim bleibt und kein Hallensportzentrum wird. Die Hauptfunktion ihrer Stofftiere ist, dem Kissenstapel hinzugefügt zu werden, in den jeder vom Kaffeetisch aus springt." Im Allgemeinen sind Jungen wilder und aggressiver, sagen Experten. Risiken einzugehen regt das Lustzentrum in ihrem Gehirn an. Viele Eltern meinen, dass sie entweder genauer im Auge behalten müssen, für was sich ihr Sohn "begeistert", oder mehr Bandagen anlegen müssen.
"Doch Kinder forschen zu lassen – auf Kosten einiger Kratzer und Schnittverletzungen – bildet Charakter, Selbstbewusstsein, Belastbarkeit und Eigenständigkeit", sagt Dr. Wendy Mogel, Autor von "Der Segen eines aufgeschürften Knies." Jungen sind natürliche Risikonehmer und benötigen es vielleicht dazu ermutigt zu werden, ein wenig langsamer zu machen. Doch vielleicht benötigen es Mädchen, ermutigt zu werden mehr Risiken einzugehen. Suche nach Gelegenheiten für deine Tochter, von einer Mauer zu springen, in tiefem Wasser zu schwimmen oder die größere Rutsche auszuprobieren!
: islamweb.net