Side Menu Languages Menu
Suche
Alle Rubriken

Regeln für das Nachsinnen über den Qurân

 


Natürlich muss nicht jeder, der den Qurân liest, ein Grammatiker vom Format eines Sîbawaihi [Koryphäe der arabischen Grammatik] sein. Aber seine Kenntnisse sollten so umfassend sein, dass er den Qurân soweit versteht, dass er imstande ist, über ihn nachzusinnen.

Anzahl der Besucher: 105
0 0

Allâh der Erhabene sagt im Qurân: {Ein Offenbarungsbuch – WIR sandten es zu dir hinab, ein gesegnetes, damit sie über seine Verse tief nachdenken und damit die Leute von Verständnis nachsinnen.} [Sûra 38:29].

 

Über den Qurân nachzusinnen ist einer der wesentlichen Gründe dessen Herabsendung: Es ist notwendig, um seine Bestimmungen zu verstehen. Indem man über das Geoffenbarte nachdenkt, werden dessen Absichten und Zwecke deutlich. Man kann den Qurân nicht verstehen, dessen Absicht nicht erkennen, ohne bei den einzelnen Versen innezuhalten und über sie gründlich nachzudenken und so zu erkennen, welche Weisheit und welche Bedeutung sie in sich bergen. Obwohl viele Muslime den Qurân lesen, tagsüber oder nachts - und dies ist auf jeden Fall gut –, gibt es doch immer noch viele, die dies ohne jegliches Begreifen oder Nachdenken tun. Dadurch verfehlt man in Wirklichkeit den wahren Zweck der Offenbarung des Qurân, nämlich nach deren Geboten zu handeln, deren Bestimmungen zur Anwendung zu bringen und das durch sie Verbotene zu meiden.

 

 

Hier sollen nun, gemäß den Worten Allâhs des Erhabenen {Und ermahne! Denn wahrhaftig! Die Ermahnung nutzt den den Glauben Verinnerlichenden!} [Sûra 51:55], einige wichtige Grundsätze aufgezeigt werden, die beim Nachsinnen über den Qurân und dessen richtigem Verstehen hilfreich sind.

 

Dazu gehört zunächst die Kenntnis der Sprache der Araber und deren rhetorischen Mittel. Der Qurân wurde bekanntlich in arabischer Sprache geoffenbart, und ohne Kenntnis der arabischen Sprache kann er nicht verstanden werden. Deshalb widmen sich alle Gelehrten der Kenntnis der arabischen Sprache und halten die Studenten ebenso dazu an. Wer die rhetorischen Mittel der Araber nicht kennt, kann zum Beispiel die Worte {Und frag die Ortschaft ...} [Sûra 12:82] nicht verstehen. Ebenso ist es ihm nicht möglich, den Unterschied zwischen arabischen Ausdrücken wie „iyâka na’bud (nur Dir allein wir anbetend dienen)“, „na’budaka (wir dienen Dir anbetend)“ und „na’buda iyâka (wir dienen nur Dir allein anbetend)“ zu erkennen und dergleichen.

 

Natürlich muss nicht jeder, der den Qurân liest, ein Grammatiker vom Format eines Sîbawaihi [Koryphäe der arabischen Grammatik] sein. Aber seine Kenntnisse sollten so umfassend sein, dass er den Qurân soweit versteht, dass er imstande ist, über ihn nachzusinnen.

 

Eine wesentliche Grundlage und Hilfe für das Nachsinnen über den Qurân ist die Beschäftigung mit der Lebensgeschichte des Propheten , denn er war bekanntlich der wirkliche Praktizierende des Qurân, seine Eigenschaften entsprachen dem Qurân, er selbst war der wandelnde Qurân. Denn der Gesandte Allâhs erklärte die allgemeinen Regeln des Qurân im Detail und erläuterte die Verse, die schwer zu verstehen sind. Darum sind eine Auseinandersetzung mit dem Qurân und ein korrektes Verstehen nur durch eine Rückbesinnung auf das Leben des Propheten  und dessen Handlungsweise möglich.

 

Das Wissen um die Gründe für die Herabsendung bestimmter Offenbarungen gehört ebenfalls zu den wesentlichen Grundlagen für das Verständnis des Qurân. Denn viele Verse wurden auf Grund ganz bestimmter Vorfälle oder Umstände herabgesandt und können ohne Kenntnis dieser Vorfälle nicht verstanden werden. So kann ein Leser des Offenbarungsbuches Allâhs zum Beispiel nicht begreifen, was mit den Worten {Und verliert nicht den Mut und seid nicht traurig! Und ihr seid die Obsiegenden, so ihr denn den Glauben Verinnerlichende seid. Wenn euch eine Wunde trifft, so hat ein Volk eine Wunde gleich ihr bereits getroffen.} [Sûra 3:139-140] gemeint ist, wenn er nicht die Gründe für deren Offenbarung kennt.

 

Hilfreich bei der Auseinandersetzung mit dem Qurân ist es, zuverlässige Werke der Qurân-Exegese und die sich in diesen Werken befindlichen Meinungen der Gelehrten heranzuziehen. Denn diese Werke enthalten viele Erklärungen der frühen rechtschaffenen Gelehrten, wie Erläuterungen der Gefährten des Propheten  und deren Folgegenerationen. Hier ist auf die Exegesen von At-Tabarî, Al-Qurtubî oder Ibn Kathîr hinzuweisen. Das Heranziehen dieser Werke hilft dem Leser des Qurân, dessen Verse richtig zu verstehen.

 

Hinzu kommt, dass der Leser des Qurân immer wieder versuchen soll, beim Lesen nachzusinnen. Der Qurân selbst hält darüber hinaus dazu an, über seine Verse nachzudenken. Hinweis darauf sind zahlreiche Verse, die dazu auffordern, über die Worte Allâhs nachzusinnen, wie zum Beispiel: {Sprich: Ich ermahne euch ja einzig und allein zu einem: Dass ihr euch zu Ehren Allâhs erhebt, zu zweit und einzeln; hierauf denkt nach! ...} [Sûra 34:46]. Das Nachdenken, Überlegen und die genaue Betrachtung eröffnen dem Leser des Qurân viele Bedeutungen, die sich ihm allein eben dadurch erst erschließen.

 

Einer der wichtigsten Grundsätze beim Studium des Qurân lautet ferner, einen Bezug zur jeweiligen gegenwärtigen Situation herzustellen. Das heißt kurz gesagt, dass der Qurân nicht für eine bestimmte Ära oder für einen bestimmten Ort gedacht ist, sondern er wurde mit der Eignung für alle Zeiten und Orte geoffenbart. Darum kann er nicht richtig verstanden werden, ohne einen Bezug zur jeweiligen Epoche und deren Gegebenheiten herzustellen. Denn jede Zeit hat ihre Art der Islâm-Leugner und der Heuchler, jeder Ort kennt seine eigenen Pharaonen und Tyrannen. Darum ist es ein Fehler, den Qurân nicht auf die gegebenen Umstände zu beziehen, und wer auf diese Weise etwa die Verse, die die den islamischen Glauben Verinnerlichenden betreffen auf die den islamischen Glauben Leugnenden bezieht oder umgekehrt oder die aufrichtigen Gläubigen zu den Heuchlern zählt, der ist zweifelsohne auf schlimmste Weise in die Irre gegangen.

 

 

Zum Abschluss sei auf eine Aussage des Propheten  hingewiesen:  «Kein Volk versammelt sich in einem der Häuser Allâhs, um den Qurân vorzutragen und ihn miteinander zu studieren, ohne dass innere Ruhe auf sie herabkommt, Barmherzigkeit sie umhüllt, die Engel sie umgeben, und Allâh sie denen gegenüber erwähnt, die bei Ihm sind.» (Muslim).

 

 

Hier wird deutlich, dass das Rezitieren des Qurân und das Nachdenken in diesem Hadîth direkt hintereinander erwähnt werden, und als Folge von beidem gibt es innere Ruhe, Barmherzigkeit, den Schutz der Engel und die Erwähnung Allâhs.

 

Vielleicht ist der wenig beneidenswerte Zustand, in dem sich die Muslime heute befinden, darauf zurückzuführen, dass das Nachdenken und das richtige Verstehen des Qurân und somit auch das ihm gemäße Handeln abhanden gekommen sind. Ich meine, dass dies eventuell einen Grund dafür darstellt, was die Muslime heutzutage erleben.

 

Und Allâh weiß es am besten! 


Quelle: islamweb.net

Kommentare
Kommentare sind Eigentum der jeweiligen Autoren und spiegeln nicht unbedingt die Meinungen dieser Website.