15. Der wahre Muslim glaubt, dass der Qurân das Wort Gottes ist, das Muhammad durch die Übermittlung des Engels Gabriels offenbart wurde. Der Qurân wurde von Gott nach und nach zu verschiedenen Anlässen offenbart, um bestimmte Fragen zu beantworten, bestimmte Probleme zu lösen, bestimmte Streitigkeiten beizulegen und der beste Wegweiser für den Menschen zur Wahrheit Gottes und zu ewiger Glückseligkeit zu sein. Jeder Buchstabe im Qurân ist das Wort Gottes. Der Qurân ist die erste Quelle des Islâm. Er wurde in Arabisch offenbart, liegt immer noch in seiner vollständigen arabischen Fassung vor und wird dies immer tun, da Gott es Sich zur Aufgabe machte, den Qurân zu bewahren, ihn stets zum besten Wegweiser für die Menschen zu machen und ihn vor Verfälschung zu schützen (vergleiche Sûra 4:82; 15:9; 17:9; 41:41-44; 42:7, 52-53).
Ein Beweis für Gottes Bewahren besteht darin, dass der Qurân die einzige Schrift in der Geschichte der Menschheit ist, die in ihrer vollständigen und ursprünglichen Fassung erhalten ist, ohne die geringste Veränderung. Die Geschichte der Aufzeichnung des Qurân, der Zusammenstellung seiner Sûren und der Bewahrung seines Wortlauts ist bar jeden Zweifels, und zwar nicht nur in den Köpfen der Muslime, sondern auch in den Köpfen ehrlicher und aufrichtiger Wissenschaftler. Dies ist eine historische Tatsache, die kein Gelehrter irgendeiner Religion – der sein Wissen und seine Lauterkeit achtet – jemals anzweifelte. Um genau zu sein, ist es Muhammads beständiges Wunder, dass die gesamte Menschheit, selbst wenn sie zusammenarbeiten würde, nicht einmal etwas hervorbringen könnte, das einer Qurân-Sûra ähnelt (Sûra 2:22-24; 11:13-14; 17:88-89).
16. Der wahre Muslim glaubt, dass ein Unterschied zwischen dem Qurân und den Überlieferungen Muhammads besteht. Der Qurân ist das Wort Gottes, wohingegen die Überlieferungen Muhammads die praktischen Interpretationen des Qurân sind. Die Funktion Muhammads bestand darin, den Qurân so zu übermitteln, wie er ihn empfing, ihn zu interpretieren und richtig zu praktizieren. Seine Interpretationen und Praktiken sind als Überlieferungen Muhammads bekannt. Sie werden als zweite Quelle des Islâm betrachtet.
Anmerkungen
In dieser Erörterung der grundlegenden Glaubensartikel im Islâm sind wir bewusst von der traditionellen Betrachtung dieses Themas abgewichen. Wir haben sie nicht auf fünf oder sechs Artikel beschränkt. Stattdessen haben wir versucht, so viele Artikel wie möglich einzubeziehen. Allerdings sollte an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass alle oben erwähnten Glaubensartikel auf den Lehren des Qurân und den Überlieferungen Muhammads basieren beziehungsweise davon abgeleitet wurden! Es hätten noch weitere Qurân-Verse und zahlreiche Überlieferungen angeführt werden können, um die Grundlage dieser Glaubensartikel zu zeigen. Auf Grund des begrenzten Platzes wurde hierauf jedoch verzichtet. Der Qurân und die Überlieferungen Muhammads stellen indes verfügbare Referenzen für jegliche detaillierte Studie dar.
Die Verwendung westlicher Termini und Fachbegriffe wie Prädestination, Fatalismus, Willensfreiheit usw. wurde auf ein Minimum beschränkt. Dies wurde bewusst getan, um Verwirrung und Detailfragen zu vermeiden. Die meisten unter nicht Arabisch sprechenden Menschen verwendeten religiösen Fachbegriffe führen zu Fehleinschätzungen, wenn sie auf den Islâm bezogen werden, und vermitteln einen falschen Eindruck. Es wäre keineswegs zweckdienlich, wenn fremde religiöse Begriffe übernommen und auf den Islâm bezogen würden. Würden wir hier fremde religiöse Begriffe verwenden, so müssten wir viele Bedingungen und Kommentare ergänzen, um die islâmische Perspektive zu verdeutlichen. Dies hätte außerdem wesentlich mehr Platz erfordert, den wir unter diesen Umständen unmöglich bieten können. Deshalb haben wir versucht, die Dinge in gängiger einfacher Sprache darzulegen.
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